Spendenaktion der Bürgergesellschaft Köln von 1863
Seit genau zehn Jahren ist eine der schönsten, bildhauerisch gestalteten Brunnen-Anlagen Kölns aus dem öffentlichen
Raum verschwunden:
Der 1870 geschaffene Petrusbrunnen kam 1999 ins Depot und harrt seither seiner »Wieder-Auferstehung«! Nach den
Vorstellungen von Stadt (Eigentümerin), Dombauverwaltung (»Restauration und »Pflegerin«) und vielen Freunden des »sprudelnden Pitters« soll am 29. Juni 2009, dem tradionsreichen Festtag
»Peter und Paul« der Wiederaufbau vollendet sein. Aus den beiden oberen Brunnenschalen sollen wieder die Wasserstrahlen herabströmen, zur Freude der Kölner und ihrer zahlreichen Besucher, die im
unteren Becken an heißen Sommertagen ihre Füße kühlen können. Die Bürgergesellschaft Köln (Koordinator unser Vorstandsmitglied H. O. Schmitz-Pranghe) und Dr. Ulrich Krings, von 1991 bis 2005
Kölner Stadtkonservator, wollen alle Menschen mit »ächt kölschem Hätz« zum fleißigen Spenden bewegen.
Denn: Die ganze Aktion, das neugotische Meisterwerk wieder aufzurichten und wieder ans sprudeln zu bringen, kostet rund
150.000 €. Davon möchte die Stadt gerne rund 70.000 € durch Spendengelder wieder in ihr Säckel zurückholen. Schmitz-Pranghe und Krings sind überzeugt, dass es gelingen wird, diese Summe zu
erzielen:
Die Kölschen und alle ihre Fans haben die Stadt, den Dom, sowie zahlreiche andere Kölner Sehenswürdigkeiten in der
Stunde der Not noch nie im Stich gelassen! Die Namen der Hauptspender sollen auf einer Tafel in Sichweite des Brunnendenkmals verewigt werden.
Kölner Stadt-Anzeiger „Drüjje Pitter“ - Plätschern auf der Papstterrasse
Zur Geschichte des Brunnens
Die neugotische Brunnenarchitektur, eine Schöpfung des damaligen Dombaumeisters Richard Voigtel und des
Dombildhauers Peter Fuchs, fertiggestellt 1870, wurde durch die preussische Königin und spätere deutsche Kaiserin Augusta (die Gattin Willhelms I.) der Stadt Köln gestiftet. Der Brunnen fand
seinerzeit seinen ersten, promineten Platz in der ebenfalls nach Plänen von Richard Voigtel angelegten Terrassenanlage zu Füßen des Ostchors des ölner Doms, und zwar in exakt achsialem Bezug
zur östlichen Chorkapelle und zur sogenannten Dombrücke. Die ersten Planungen zur Gestaltung dieser Dom-Terrasse gingen letzlich auf Ideenskizzen Karl Friedrich Schinkels von 1816 zurück. Der
Höhenunterschied zwischen der Ebene des Domchores und dem damaligen, tief liegenden Frankenplatz wurde durch eine zweiflügelige Treppenanlage ausgeglichen. Von Osten her mündete hier die
Rampe, die von der Dombrücke (»Muussfall«) auf den Frankenplatz herabführte. Treppenanlage, Böschungsmauern und die Brunnenplattform selbst waren Teil einer gartenarchitektonisch gestalteten
Gesamtanlage. Der Brunnen lag unten auf dem Niveau des Frankenplatzes; er wurde von den Unterbauten der Treppenläufe und der Terrasse, die ebenfalls neugotische Formen aufwiesen,
architektonisch gerahmt. Wegen der zunächst fehlenden Wasserleitung, aber auch wegen des später stets etwas knappen bzw. offenbar seltenen Wasserflusses wurde der Brunnen im
Volksmund
»Drüje Pitter« (trockener Peter) genannt. Trotzdem war er an seinem angestammten Platz eine urbanistisch
Attraktion; er taucht über viele Jahrzehnte
in zahlreichen Abbildungen bis hin zu Postkarten-Motiven immer wieder auf. Im zweiten Weltkrieg blieb er weitgehend
unbeschädigt. Erst im Zuge der Anlage der neuen Domplatte, die mit dem Abbruch der neugotischen Terrassenanlage einherging, wurde er abgebaut und erhielt 1969 einen neuen Standort auf dem
Niveau der Domplatte zwischen Dom-Sakristei und Domchor Richtigung Bahnhofshalle. Der achisale Bezug zur Architektur des Domes war seither verloren. Dieser neue Standort erwies sich von
Anfang an als »Verlegenheitslösung« mit Änderungsbedarf. Im Laufe des Jahres 1999 wurde der Brunnen dann abgebaut und in einem Depot gelagert. Die Sandsteinteile (Figur des Petrus, Löwen,
Säulchen etc.) wurden inzwischen restauriert.
Der neue Standort auf der »Papstterrasse « an der Nordwestflanke des Roncalliplatzes vor dem südlichen Seitenschiff
des Langhauses des Domes wurde 2003 nach langem Suchen und Probieren gefunden. Hier wird der Brunnen durch die ihn hinterfangende Architektur des Domes wieder eine angemessene Rahmung mit
achisalen Bezügen zu den großen Maßwerk-Fenstern und den Strebepfeilern erhalten. Der neue Eingangspavillon zur Turmbesteigung und zu den Ausgrabungen unter dem Dom sowie die vorgesehene
Terrassengestaltung »rechnen« sehr stark mit der zierlichen, eleganten Form des Brunnens.
Zur Gestalt
Die Architektur des Brunnens erwächst aus einem kreisrunden Wasserbecken von ca. 7,50 m Durchmesser. Über einem
gestuften Postament erhebt sich ein dreiteiliger Sockel, der aus drei untersetzten Säulenschäften mit Blattkapitellen einerseits und aus drei geflügelten Löwen andererseits besteht. Die drei
Löwen »tragen« die drei Schalen der mittleren Brunnenzone, die sich im Grundriss zu einer Art Dreipassfigur ergänzen. Die drei Säulen gehen in Zwickelkonsolen über, die optisch die »Last« der
drei Schalen mit aufnehmen. Durch kleine Wasserspeier in einem Blattkranz und in den Mündern der Köpfe kleiner Fabelwesen unterhalb des Schalenrandes fließt das Wasser strahlenförmig aus den
Schalen der mittleren Zone in das untere Becken.
Die nächste obere Brunnenschale erhebt sich über einem Bündelpfeiler, dessen kurze Säulenschäfte wieder in
Blattkapitellen endigen. Die Schale ist
jetzt kreisrund und entlässt das Wasser ebenfalls stahlenförmig aus kleinen Wasserspeiern im abschließenden
Blattkranz.
Auf einer gedrungenen Einzelsäule mit Blattkapitell erhebt sich als oberer Abschluss der gesamten
Brunnenarchitektur die Standfigur des heiligen Apostels Petrus. Er ist der eigentliche Schutzheilige (Patron) des Kölner Domes, zusammen mit Maria, der Mutter Gottes sowie den Heiligen Drei
Königen. Sein Namensfest ist der 29. Juni. Das Material der Brunnenarchitektur ist Sandstein; nur der untere Beckenrand besteht aus Basaltlava. Die gesamte Höhe beträgt etwa 8 m. Im heutigen
Köln gibt es zu dieser eleganten Brunnenarchitektur aus dem 19. Jahrhundert kaum Vergleichbares.
Seine »ältere« Schwester, die ebenfalls neugotische Mariensäule von Peter Fuchs, steht auf dem Gereonsdriesch (sie
ist allerdings kein Brunnen); der
jüngere »Cousin« , der Jan van Werth-Brunnen in Stilformen der Neurenaissance, befindet sich auf dem Altermarkt.
Weitere »Verwandte« sind der Heinzelmännchen-Brunnen »am Hof« sowie der Hermann-Joseph Brunnen auf dem Waidmarkt.
Dr. Ulrich Krings
H. O. Schmitz-Pranghe