Führung über den Kölner Südfriedhof am 05. Mai 2018

 

 

Bei herrlichstem Sonnenschein trafen wir uns zu einer Führung über den in Köln-Zollstock gelegenen Südfriedhof. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich diesen vorher nur vom Vorbeifahren kannte. Ich war jedoch komplett überrascht, welche herrliche Parklandschaft uns erwartete, zwar teilweise etwas ungepflegt, jedoch allein von ihrer Größe beeindruckend.

Der Südfriedhof ist mit 615.400 m² Kölns größter Friedhof, beherbergt eine Reihe architektonisch interessanter Grabmäler und zählt zu den bedeutendsten Grünanlagen Kölns. Mit seinen breiten, alleenartigen Wegen und dichtem Baubestand eignet sich der Friedhof sowohl im Sommer als auch im Winter zu ausgedehnten Spaziergängen, gehört er doch zu einem wichtigen Teil des Kölner Grüngürtels. Der Friedhof wurde in den Jahren 1899 bis 1901 nach den Entwürfen des Gartenbaudirektors Adolf Kowallek angelegt und diente in erster Linie als Entlastung für den zunehmend voll belegten Melaten-Friedhof. Die Eröffnung erfolgte am 01.04.1901. Im Gegensatz zu den schachbrettartig angelegten Wegen des Melaten-Friedhofs sah der Entwurf von Adolf Kowallek eher bogenförmig geschwungene Wege vor, was noch heute an dem Übersichtsplan des Friedhofs gut zu erkennen ist.

In den vergangenen Jahrzehnten musste der Südfriedhof viermal erweitert werden, zuletzt im Jahr 1963, zumal der von der Stadt Köln angedachte „Zentralfriedhof“ als Ersatz für den Süd- und Nordfriedhof mangels eines geeigneten Grundstücks nie verwirklicht werden konnte.

Findet man auf dem Melaten-Friedhof eher die Gräber „sehr bekannter Persönlichkeiten“, so wurden auf dem Südfriedhof zahlreiche „kölsche Heilige“ bestattet. Wir besuchten dabei die Grabstellen u. a. von Jean Löring, Karl Berbuer, Peter Müller, Franz Kremer, Jean Küster oder Jean Jülich.

Auf dem Südfriedhof befinden sich auch zahlreiche Kriegsgräber aus den beiden Weltkriegen sowie zwei eigenständige Soldatenfriedhöfe. Einer davon ist der Commonwealth-Ehrenfriedhof, der bis heute im Eigentum des britischen Staates steht und von der Commonwealth War Graves Commission betrieben und gepflegt wird. Ebenfalls findet man den italienischen Ehrenfriedhof vor, der heute von der Stadt Köln unterhalten wird.

Ganz besonders angetan hatten es uns diverse sehenswerte Familiengrabstätten, wie das der Familie Fassbender. Die im Jahre 1935 entstandene weiße marmorne Skulpturengruppe aus vier trauernden Gestalten, die einen Sarg tragen, fiel uns dabei besonders ins Auge. Leider sah man ihr an, dass diese heute nicht mehr die Pflege und Unterhaltung erhält, die man einer derart schönen Darstellung angedeihen lassen müsste.

Die Grabstätte für Obdachlose, die auf Initiative der Interessensgemeinschaft „Bestattung obdachloser Menschen“ entstanden ist, fand ebenso unsere Aufmerksamkeit wie die der Kölner Lehrerin Ursula Kuhr, die 1964 eines der zehn Opfer des Attentats von Volkhoven war.

Wir haben abermals eine großartige Führung mit Günter Leitner erleben dürfen. Günter Leitner, der uns mit seinem enormen Detailwissen immer wieder aufs Neue begeistert, hat uns den Südfriedhof dermaßen ans Herz gelegt, dass dies sicherlich nicht unser letzter Besuch war. Alle diejenigen, die nicht dabei sein konnten, haben wirklich etwas verpasst.


Michael Melles