Sieben-Brücken-Tour am 17.06.2018
Treffpunkt: 17. Juni 2018 um 10.30 Uhr
Abfahrt: 11.00 Uhr (Dauer ca. 2 Stunden)
Anlegebrücke Nr. 10 am Konrad- Adenauer-Ufer
Über den 17. Juni 2018 lässt sich vieles berichten: Der Volksaufstand in der DDR, der sich in diesem Jahr zum 65. Mal jährte - was nicht heißt, dass man das Gedenken damit in die Rente schicken
sollte. Geburtstage feiern am 17. Juni Venus Williams (38, Olympia & Grand Slam Siegerin im Tennis), Michael Groß (54, Olympia Gold im Schwimmen) oder Eddy Merckx (73, fünffacher Tour de
France Sieger). Am Rheinufer in Köln fand zum 20. Mal die Bierbörse statt und die Bürgergesellschaft Köln traf sich zur „Sieben-Brücken-Fahrt“: nicht per Rad am Ufer entlang, auch nicht mit dem
Auto den Rhein überquerend (was bei zwei Eisenbahnbrücken auch unmöglich wäre), sondern mit dem Schiff. Es galt die Kölner Brücken einmal aus einer ganz anderen Perspektive kennenzulernen.
Bei dieser zweistündigen Schifffahrt standen diesmal also nicht die vielen Sehenswürdigkeiten links und rechts des Rheinufers im Mittelpunkt. Auch der Rhein selbst war diesmal nur Fahrstraße und
somit nur Mittel zum Zweck. In den Mittelpunkt unseres zweistündigen Ausflugs wurden die sieben Brücken Kölns gerückt. Damit dieses auch fachkundig geschehen konnte, hatte die Reederei den
Ausflüglern einen entsprechend wissenden Führer mit an Bord gegeben.
Sein Akzent outete ihn als Immi aus der anderen Hälfte Deutschlands. Sein Wissen um die Kölner Brücken war allerdings beeindruckend. Seitdem schaue ich mit anderen Augen auf die Brücken unserer
Vaterstadt, die ich bis dato nur als Mittel für den Wechsel von der einen auf die andere Rheinseite verstanden habe.
Bei den Kölner Brücken fällt die einheitliche Farbgebung auf: Grün oder besser Chromoxidgrün. Weil sich das keiner merken kann, wird die Farbe auch als Brückengrün oder vom Hersteller als „Kölner
Grün“ bezeichnet. Hergestellt wird die Farbe von der Bayer AG und kam erstmalig bei der Mühlheimer Brücke im Jahr 1929 zum Einsatz. Damals geschah dies auf Veranlassung des Kölner
Oberbürgermeisters Konrad Adenauer, der sich eine patinagrüne Farbe wünschte. Von den acht Kölner Rheinbrücken wurden später fünf in dieser Farbe gestrichen. Ausnahmen sind die beiden
Eisenbahnbrücken, die Hohenzollernbrücke und die Südbrücke, die der Deutschen Bahn gehören und deshalb einer eigenen Farbgebung unterliegen.
Moment, acht Brücken bei einer Sieben-Brücken-Fahrt? Ausgelassen wurde bei unserem Ausflug die Leverkusener-Brücke. Dabei wäre gerade dort der Blick unter den Rock interessant gewesen: ein
schneller Blick hätte gezeigt, warum die Brücke unter der schweren Last zusammenzubrechen droht. Aber das ist eine andere Geschichte.
Für die Leser, die am 17. Juni nicht mit dabei sein konnten, möchte ich Euch die Brücken mit ihren jeweiligen Besonderheiten kurz vorstellen:
Die Mülheimer Brücke entstand 1927-29 und war damals Europas größte Hängebrücke. Mit ihr setzte sich der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer ein Klüngel-Denkmal. Um die Gegner des Baus auf
seine Seite zu ziehen, holte er sich im Vorfeld die Stimmen linker Gegner, indem er ihren verbündeten kommunistisch eingestellten Baufirmen Jobs beim dem Projekt zusicherte.
Die Zoobrücke nahm 1963 ihren Dienst auf und ist mit 33 Metern die breiteste der Kölner Brücken. Ihr Architekt war Gerd Lohmer (1909-1981), der auch das Design der Deutzer Brücke und der
Severinsbrücke prägte.
Die Hohenzollernbrücke quert den Rhein in Höhe von Stromkilometer 688,5. Das ursprüngliche Bauwerk bestand aus zwei Eisenbahn- und einer Straßenbrücke. Nach 1945 erfolgte der Wiederaufbau als
reine Eisenbahnbrücke. Die Bauausführung der Hohenzollernbrücke erfolgte von 1907 bis 1911 und wurde am 22. Mai 1911 durch Kaiser Wilhelm II. eingeweiht.
Auf Höhe der Deutzer Brücke konnte der Rhein schon seit der Römerzeit (ab 310 n.Chr.) auf einer Bock- oder Jochbrücke überquert werden. Die erste feste Verbindung war seit dem Jahr 1915 die
„Deutzer Hängebrücke“ oder auch Hindenburgbrücke. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Deutzer Brücke als erste Stahlkastenträgerbrücke der Welt von Fritz Leonhardt entworfen und am 16. Oktober 1948
eingeweiht. Die Erweiterung der Deutzer Brücke entstand in den Jahren 1976 bis 80, allerdings aus Kostengründen als Spannbetonbrücke.
Die Severinsbrücke steht den Kölnern seit dem 7. November 1959 zur Rheinüberquerung zur Verfügung. Bei ihrer Eröffnung war sie die Schrägseilbrücke mit der längsten Hauptspannweite der Welt und
die erste mit einem A-förmigen Pylon.
Mittlerweile unter Denkmalschutz steht die Südbrücke. Den Denkmalschutz verdankt sie ihrer eisenbahngeschichtlichen Bedeutung, wegen des Stahl-Fachwerkbaus und der teilweise erhaltenen
neuromanischen Steinbauten. In Dienst gestellt wurde sie am 05. April 1910, nach ca. 3,5 Jahren Bauzeit. Dass sie keine offizielle Einweihungsfeier bekam, war einem Unfall im Jahre 1908
geschuldet, bei dem acht Arbeiter ums Leben kamen. Was heute nur noch zu erahnen ist, sind die aufwändigen Steinbauten bei den Portalen, Rampen und Pfeilern des Berliner Architekten Franz
Schwechten. Die Errichtung der Gehwege an den beiden Seiten der Brücke hatte seinerzeit die Stadt Köln bezahlt.
Dem Zeitgeist geschuldet, wurde die Rodenkirchener Brücke bei ihrer Einweihung am 20. September 1941 als „Adolf-Hitler-Brücke“ in Dienst gestellt. Entsprechend fand sie am 28. Januar 1945 ihr
Ende nach einem Bombenangriff. Wie andere im Krieg zerstörte Brücken wurde sie in den Wirtschaftswunderjahren wiederaufgebaut und steht seit dem 09. Dezember 1954 den Reisenden auf der A4 als
Autobahnbrücke zur Verfügung. Genau 40 Jahre später fand dann die Einweihung ihres Zwillingsbaus statt, der die Verbreiterung der A4 auf sechs Spuren ermöglichte.
Wer mehr über die Brücken Kölns erfahren möchte, findet im Internet viel Wissenswertes und Interessantes über die Geschichte und Geschichten und über die vielen Anläufe, den Rhein zu überqueren.
Die Brücken sind mehr als nur Straßen, Nadelöhre, Schlossaufhänger oder Stahl und Beton. Sie verbinden die Stadtteile und damit die Menschen auf beiden Seiten des Stroms. Ich werde auf jeden Fall
bei meinem nächsten Spaziergang oder Rheinüberquerung auf einer der Brücken diese mit anderen Augen betrachten. Vielleicht macht Ihr es mir nach und summt dabei das Lied von den Bläck Fööss „Ich
ben en kölsche Bröck, övver die half Kölle jöck, ich hald minge Puckel hin, für üch he am Rhing.“
Ralf Bröker